„Vicino“ – Ältere Migrantinnen und Migranten am Wohnort erreichen

14. Januar 2017

 

Informationsveranstaltung für bosnisch, kroatisch oder serbisch sprechende Wallisellerinnen und Walliseller Einwanderung und Auswanderung gehören zur Schweizer Geschichte. Menschen haben sich seit jeher auf den Weg gemacht, um sich an einem anderen Ort eine neue Existenz aufzubauen. Die Beweggründe waren und sind vielschichtig: religiöse oder politische Verfolgung, Krieg, Arbeitslosigkeit im Heimatland, bessere Lebensbedingungen in einem anderen Land oder einfach die Suche nach neuen Abenteuern. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in der Schweiz einen Mangel an Arbeitskräften. Neben Italienern und Portugiesen kamen ab 1965 jährlich etwa 300 Saisoniers aus dem damaligen Jugoslawien in die Schweiz. Diese Migrantinnen und Migranten galten als Gastarbeiter und sollten zum wirtschaftlichen Wachstum in der Phase der Hochkonjunktur beitragen. Doch auch Menschen aus demselben Herkunftsland bilden heterogene Gruppen. Beispielsweise unterscheiden sich ihre Bedürfnisse, ihr Bildungsstatus, ihre Familienstruktur oder die religiöse Zugehörigkeit. Teils bereitet ihnen das Lesen und Schreiben auch ihrer der Muttersprache Schwierigkeiten. Viele von ihnen sprechen noch heute praktisch kein Deutsch. Trotzdem haben die meisten zugewanderten Personen in der Schweiz im Laufe der Jahre eine hohe Anpassungsleistung erbracht (Arbeitsintegration, Anpassung im Quartier usw.). Heute ist ein Grossteil dieser Migrantinnen und Migranten im AHV-Alter. Der Anteil von Personen mit Migrationshintergrund nimmt in der Schweiz auch in der Altersgruppe der Pensionierten stetig zu.  Die meisten sind aber mit den gängigen bestehenden Unterstützungsangeboten in ihrer Wohngemeinde nicht vertraut. Für die Gemeinden und Organisationen aus dem Alters- und Migrationsbereich stellt sich die Frage, wie man ältere Migrantinnen und Migranten am Wohnort erreichen kann, um sie über die bereits vorhandenen Dienstleistungen im Altersbereich zu informieren. Gleichzeitig sollen sie ihre persönlichen Ressourcen wahrnehmen und nutzen. Dabei geht es nicht um die Entwicklung neuer Angebote für einzelne Migranten und Sprachgruppen, sondern insbesondere um eine bessere Vernetzung der älteren Migrantinnen und Migranten am Wohnort sowie um eine gute An- und Einbindung in die bestehenden Strukturen. In Wallisellen ist die bosnisch, kroatisch oder serbisch sprechende Bevölkerung ab 55 Jahren, nebst den Personen aus Deutschland und Italien die drittgrösste Migrantengruppe. Deshalb organisiert die Abteilung Gesellschaft der Gemeinde Wallisellen zusammen mit der Pro Senectute Kanton Zürich, dem AltuM (Alter und Migration HEKS), dem Spitex Verein Glattal, dem Wägelwiesen Alters- und Pflegezentrum, dem Migrationsrat Wallisellen und der Gemeinschaft der Kosovo-Bosniaken Wallisellen eine Informationsveranstaltung für bosnisch, kroatisch oder serbisch sprechende Personen aus Wallisellen. An diesem Nachmittag erhalten die Besucher wichtige Informationen in bosnischer Sprache über das Angebot für ältere Menschen in der Gemeinde und der Umgebung. Sehr wichtig ist es den Organisatoren zudem, mit den Besucherinnen und Besucher ins Gespräch zu kommen und über deren Anliegen und Wünsche zu sprechen. Die Veranstaltung „Vicino“ findet in Wallisellen zum ersten Mal statt. Es ist geplant, den Informationsanlass später auch für andere Sprachgruppen anzubieten. Wann und in welcher Form zeigt sich nach der Auswertung des Anlasses vom 14. Januar 2017 zeigen. Seite 2/2 Ergänzende Information zum Projekt „Vicino“ Das Projekt „Vicino“ ist aus einem Forschungs- und Entwicklungsprojekt der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Soziale Arbeit sowie der Pro Senectute der Kantone Zürich und Aargau entstanden. Es basiert zusätzlich auf den langjährigen Projekterfahrungen der Pro Senectute Kanton Zürich im Bereich „Alter und Migration“ sowie auf Erkenntnissen aus Projekten aus dem angrenzenden Ausland. Der Blick der Alters- und Migrationsverantwortlichen sollte sich primär auf ältere Migrantinnen und Migranten richten, aber auch das Umfeld dieser Personen berücksichtigen, denn die zweite Generation beispielweise kann ein wichtiger Zugangsweg zu älteren Migrantinnen und Migranten sein. Integration wird als zweiseitiger Prozess verstanden, an welchem sowohl ältere Migrantinnen und Migranten als auch die Aufnahmegesellschaft beteiligt sind.

 

Broschuere

 

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